Februar 2019
Leidenschaft mit kühlem Kopf
Sabine und Harald Gentner leiten den „Landgasthof Hotel Gentner“ in Nürnberg-Moorenbrunn mit glücklicher Hand
Nicht selten sind es die Quereinsteiger, die die Hotel- und Gastronomiebranche beleben. Sie bringen die Perspektive des Gastes mit und sahen das Metier vorher von außen. Sie haben den Elan, sich eine Gastronomie oder Hotellerie zu schaffen, von der sie immer schon träumten. Es soll ein Betrieb sein, in dem sich das eigenen Selbst spiegelt, wenn nicht gar ein gewisses Künstlertum.
Das geht nicht immer gut. Doch oft sind gerade diese Querdenker erfolgreich, wie Sabine und Harald Gentner. Ganz branchenfremd war ihr vorheriges Tätigkeitsfeld allerdings nicht. Sie leiteten bis 2005 eine kleine fränkische Traditionsbrauerei, „Genter-Bräu“ in Wolframs-Eschenbach, und belieferten rund hundert gastronomische Betriebe in der Region.
Als sie damals vor der Frage standen, entweder sehr risikoreich in ein neues Brauhaus und Abfüllanlagen zu investieren oder den Braubetrieb einzustellen, entschieden sie sich für Letzteres. Geraume Zeit später wechselte man die Seiten und übernahm ein familieneigenes Hotel, bei dem der Pachtvertrag ausgelaufen war, und nannte das Haus von 2007 an: „Landgasthof Hotel Gentner“, gelegen am südöstlichen Rand von Nürnberg im Ortsteil Moorenbrunn, umgeben vom ehemaligen Reichswald.
Tatsächlich ist der Betrieb eine gelungene Mischung aus gehobenem Landgasthaus und städtischem Hotel für Geschäftsreisende, gut angebunden an den Verkehr durch eine zwei Kilometer entfernte Autobahnausfahrt, dazu nicht weit entfernt vom Nürnberger Messe- und Kongresszentrum. Als Gast fühlt man sich dort schon fast auf dem Land – und ist doch der großen Stadt ganz nah.
Die Seele des Betriebes ist das gute Restaurant, das sowohl vom lokalen fränkischen Publikum als auch von den Hausgästen besucht wird und dafür sorgt, dass keine anonyme Business-Hotel-Atmosphäre aufkommt. „Wir wollten ein Restaurant“, sagen Sabine und Harald Gentner, „in das wir selbst gern gehen, wo alles frisch gekocht wird, ohne Convenience-Produkte“.
Sie waren von Anfang an bereit, Geld in die Küche zu stecken und einen versierten Küchenchef einzustellen, zunächst Fritz Schuster, seit 2013 Alexander Gheorghe, der seine Lehr- und Wanderjahre unter anderem im 2-Sterne-Restaurant „Tantris“ in München verbracht hatte. In enger Absprache mit der Chefin, Sabine Gentner, pflegt er eine feine süddeutsch-österreichische Küche mit Wiener Schnitzel vom Kalb, Schmorgerichten wie Spanferkelbäckchen mit Urkarotten oder gebratenes Schäufele mit Kartoffelknödel, eine Nürnberger Tradtionsgericht, das kaum woanders besser schmeckt, mit echtem Schweinejus, so wie auch zu Wild oder Ente jweils ein originaler Jus gereicht wird.
Auf der Karte stehen ebenso Rindersteaks mit Rösti, einige leichte Fischgerichte sowie, seit jüngerer Zeit, auch vegetarische Speisen wie Süßkartoffel-Curry mit Mohn und Mango, im Geschmack sorgfältig nuanciert. „Geschmack ist für mich das Oberste“, sagt die Chefin. Sie und ihr Mann sind jeden Freitag beim Probekochen in der Küche dabei. Es kommt kein Gericht auf die Karte, das nicht vorher von der Küchen- und Service-Crew getestet worden wäre. Die Küche gibt sich so konstant wie aufgeschlossen für Neues und wird seit mehreren Jahren schon vom Guide Michelin mit einem „Bib“ ausgezeichnet.
Für die Chefin sind das gute Essen und Trinken und die Gastlichkeit eine Passion. Sie leitet selbst das Restaurant und sorgt für einen freundlichen, unaufdringlichen Service. Sie hält das Personal an, weder zu buckeln noch hochnäsig zu sein, sondern gelegentlich mit dem Gast ein nettes Gespräch zu führen und auf Floskeln zu verzichten. Als ehemalige Brauereibesitzerin hat sie nun auch den Wein entdeckt und tischt insbesondere die Erzeugnisse renommierter fränkischer Winzer auf, die sie mindestens eimmal im Jahr besucht, um Winzer und Weine besser kennenzulernen.
Der Chef, Harald Gentner, ein studierter Betriebswirt, kümmert sich mehr um den kaufmännischen Teil und die Kalkulation – und sagt auch mal: Das können wir so nicht machen, das rechnet sich nicht. So kommen gastronomische Leidenschaft und kühles Kalkül im Ehepaar Gentner zusammen. Keine schlechte Mischung. Neuerungen im Haus werden Schritt für Schritt geplant und umgesetzt. Ständig erhalten einige Zimmer eine modernere Einrichtung, zunehmend im zeitgemäß-schnörkellosen Stil mit natürlichen Materialien und sanften Farben, aber auch ein Weinklimaraum, die Verlegung der Rezeption und der Umbau der Küche sind in Planung – man bleibt auf dem Laufenden.
Erwin Seitz
Landgasthof Hotel Gentner, Bregenzer Straße 31, Nürnberg-Moorenbrunn
www.landgasthof-hotel-gentner.de