Gute Gasthäuser im Bayerischen Wald

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Schöne Orte

Von bodenständig-ländlich bis weltläufig-urban

 Von Erwin Seitz

Eine Reise in den Bayerischen Wald, nach Passau und Regensburg sowie in die westliche Oberpfalz. Empfehlungen für Ausflüge und Touren. Inhaltsverzeichnis im Anhang.

 

Mythisch schön – oder ein Gefühl von Freiheit und Weite: Das leicht bemooste Steinmeer auf dem Gipfel des Lusens im Nationalpark Bayerischer Wald – im Gegensatz dazu die unendlich hinwogenden dunkelgrünen Wälder. Der Bergwanderer ist im poetischen Reich von Adalbert Stifter angekommen. Der Dichter schrieb in seiner Erzählung Aus dem bayerischen Walde: Waldwoge steht hinter Waldwoge, bis eine die letzte ist und den Himmel schneidet. Die Witterung hat über Jahrtausenden den wunderlichen, steineren Berggipfel geschaffen, indem sommers Wasser zwischen die Steinritzen drang, winters gefror und die Steine sprengte. Einige Meter unterhalb des Gipfels kann man im Lusenschutzhaus einkehren und sich stärken. Am östlichen Fuß des Lusens, bei Finsterau, findet man schließlich im Freilichtmuseum die Tafernwirtschaft Ehrn mit bester Bayerwaldküche. Der Waldreichtum sorgt dafür, dass es hier wie andernorts oft Wild gibt, Hirsch und Reh. Zugleich fördert das frische, klare Bergquellwasser die Fischzucht, in den Teichen tümmelt sich nicht nur die gemeine Regenbogenforelle oder Lachsforelle, als fett gemäßtete Regenborgenforelle, sondern auch der edle feine Saibling, so bei der Fischzucht Auerer Saibling, https://www.fischzucht-frauenau.de/ Die Küche des Bayerischen Waldes war ursprünglich eine Küche der Waldler und Holzknechte, weshalb die kostengünstige Mehlspeise beliebt war – und bis heute köstlich schmeckt, Dampfnudeln, Rohrnudeln, Krapfen, Germknödel, aber auch der Reiberknödel aus rohen und gekochten Kartoffeln. Unentbehrlich war und ist der Schweinsbraten mit Reiber- oder Semmelknödeln oder böhmischen Serviettenknödeln. Die waldreiche Region ist nicht das Ende der Welt, sondern ein Dreiländereck: Bayerische, böhmische und österreiches Elemente fließen zusammen. Vor dem Bayerischen Wald, im Landkreis Rottach-Inn, züchtet der Gutshof Polting Lämmer, die zu den besten in deutschen Landen gehören, https://gutshof-polting.de/ Und Berls Biomilchhof in Ascha stellte aus Bio-Heumilch besten Rohmilchkäse her. Die Kühe fressen nur Gras und Heu, keine Heusliage, die den Käse säuerlicher machen würde. Alles befindet sich an einem Ort, Grünland, Vieh, Hof, Stall, Milchkammer, Molkerei, Reiferaum – Milch und Käse können sich in Ruhe entwickeln und den Geschmack verdichten, zumal in der nur wenig erhitzten Rohmilch noch Bakterien wirksam sind, die das Aroma und die tiefere Würze hervorholen, https://www.biomilchhof-berl.de/
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Quasi im hintersten Winkel der Bayerischen Waldes, nahe dem bayerisch-böhmischen Grenzkamm: die Tafernwirtschaft Ehrn im Freilichtmuseum Finsterau, angrenzend an den Nationalpark. Ein stolzes Waldlerhaus von 1840 mit geräumigen Gaststuben, dicken Wänden, tief eingeschnittenen, verhältnismäßig großen Fenstern und sehr guter Küche: Es gibt Blätterteig-Erdäpfelstrudel mit Champignons, Schweinsbraten von der Bauernsau mit Reibeknödel und Speckkraut, Hirschgulasch mit Wacholdersoße und Blaukraut oder Bauernkrapfen

Bayerischer Wald I

Hinterer Bayerischer Wald, zum Böhmerwald hin, Niederbayern

mit Nationalpark

 

D´Ehrn

Mauth-Finsterau, historisch-romantisches Waldlerhaus von 1840, regional-saisonale Küche, Schweinsbraten von der Bauernsau mit Reibeknödel und Speckkraut, Hirschgulasch mit Wacholdersoße und Blaukraut, Bauernkrapfen, www.ehrn.de

 

Das Lusenschutzhaus

auf 1343 m Höhe, https://lusenschutzhaus.com

 

Gasthaus Fuchs

Mauth, verjüngtes historisch-romantisches Waldlerhaus, saisonal-regionale Küche, hausgeräucherter Speck vom Bentheimer Schwein mit Natursauerteigbrot, gesottene Zunge vom Wagyu-Rind aus der Region, Kaiserschmarrn mit Kompott oder Böhmische Liwanze mit Beerenröster, www.fuchs-mauth.de

 

Landgasthof Euler

Neuschönau, elegant-gemütliches Haus, Bayerwald-Küche mit mediterranem Einschlag, allerlei Gemüse und Kräuter, Brunnenkressesuppe, Wildbolognese mit Hirsch, Reh und handgemachten Bandnudeln, Saibling, Lüngerl oder geröstete Knödel, Semmelknödel und Reiberknödel mit Ei und Zwiebel, https://euler-neuschoenau.de/landgasthof

 

Danibauer

Freyung-Falkenbach, spiegelt nach eigenen Worten die Lebenskultur des Bayerwaldes: Einfachheit, Echtheit, Genuss, http://danibauer.de

 

Bayerischer Wald II

Vorderer Bayerischer Wald, zur Donau hin, Niederbayern

 

Gidibauer

Hauzenberg, stattlicher historisch-romantischer Hof, elegant-gemütlich eingerichtet, regional-saisonale Küche, Einkorn-Risotto mit Gemüse, warm contierter Haidmühler Saibling, Gulasch von der Rehkeule, resche Ente, https://www.gidibauer.de

 

Gasthaus Kornexl

Untergriesbach, mit schattigem Garten an der Donau sowie eigener Fischerei mit frischen Fischen aus dem Fluss, https://gasthaus-kornexl.de

 

Landgasthof zum Müller

Ruderting, gehobene Gasthausküche und Gourmandise, www.landgasthofzummueller.de

 

Eine Passion der Deutschen: Die Liebe zum Wald – als die Sehnsucht nach einem friedlichen Ort, nach der Harmonie von Natur und Mensch, hier: Der Maler auf einer Waldlichtung, unter einem Schirm liegend, von Carl Spitzweg, um 1850. Das Sonnenlicht rieselt wie goldener Blütenstaub durch die Baumkronen – ein stilles Fest des Lebens, wenngleich sich hinter dem Kopf des Malers ein kleiner dunkler Abgrund auftut. Das nachfolgende Industriezeitalter hat diese heiter-bescheidene Art des Biedermeiers belächelt. Heute könnte man sich daran wieder anschließen, um schonender mit der eigenen Natur und der Natur im Ganzen umzugehen. Man kann beispielsweise, nahe dem Hölltal, in einem Waldlerhaus von 1752 einkehren, das sich innen überraschend als denkmalgepflegtes, ländlich-urbanes Café entpuppt, wo es neben Kuchen und Torten ebenso bekömmliiche Brotzeiten gibt: im Hofcafé zur Hölle in Rettenbach

Bayerischer Wald III

Oberer Bayerischer Wald, Oberpfalz

 

Ödenturm

Chammünster, www.oedenturm.de

 

Zur Post

Bad Kötzting, https://www.posthotel-bad-koetzting.de

 

Wirtshaus Osl

Bad Kötzting, www.wirtshaus-osl.de

 

Beim Lindner-Bräu

Bad Kötzting, www.lindner-braeu.de

 

Brauereigasthof Jakob

Nittenau, www.brauereigasthof-jakob.de

 

Hofcafé zur Hölle

winters geschlossen, Rettenbach, https://hofcafe-zur-holle.webnode.page

 

Passau

 

Goldenes Schiff

https://goldenesschiff.de

 

Zwo20

https://zwo20passau.com

 

Weingut

https://weingut-passau.de

 

Gäuboden-Donauwald

 

Zum Geiss

Straubing, www.zumgeiss-straubing.de

 

Jedermann

Straßkirchen, Lokal mit gläsernem Pavillon und gepflegtem Garten, weltoffen-regionale Küche, https://www.jedermann-strasskirchen.de

 

Restaurant bei Land.Luft Leberfing,

Roßbach, elegant-gemütlicher Gastraum mit böhmischem Gewölbe, saisonal-regionale Küche auf Bio-Basis, mit eigener Metzgerei und klassischer Schlachtschüssel, https://www.restaurant.landluft.bio

 

Das Asam

Aldersbach, im ehemaligen barocken Zisterzienserkloster, elegant-modern eingerichtet, Klosterschenke und Restaurant, Gasthausküche und Gourmandise,  www.das-asam.de

 

Klein, aber fein: die historische Bratwurstkuchl in Regensburg, im Hintergrund der Salzstadel, unmittelbar am Donauufer und der Steinernen Brücke. Bereits 1378 wurde ein Chunrat der Choch vor der prukk genannt. Das heutige Gebäude der Bratwurstkuchl stammt von 1651 und lehnt sich an ein Fragment der Stadtmauer an. Vorläufig war das Lokal eine Garküche, im 19. Jahrhundert spezialisierte es sich dann auf die kleinen Regensburger Rostbratwürste, die bis heute aus der hauseigenen Metzgerei des Lokals stammen, aus purem Schweinefleisch bestehen und roh auf den Rost gelangen, begleitet von Sauerkraut. Das ist der Clou: ein einfaches Essen mit großer geschmacklicher Dichte. Man könnte der Meinung sein, dass die Regensburger Rostbratwürste in der Historischen Wurstkuchl noch ein bisschen besser schmecken als die berühmten Nürnberger Rostbratwürste im Gulden Stern in Nürnberg. In Regensburg sind die Würste um eine Spur größer und damit um eine Spur saftiger, während sie in Nürnberg etwas mehr Röst-Würze haben. Wer an der Donau in der kleinen Wurstkuchl keinen Platz findet, der kann nebenan die dazugehörige Schenke im Salzstadel besuchen, wo es neben den Würsten auf Sauerkraut auch anderes, Vegetarisches gibt, wie Fingernudeln, Reiberdatschi und Krautwickel
© Dguendel, Quelle, Lizenz

Fragt man nach den wundervollsten gastronomischen Orten in Deutschland, dann muss man neben der Wurstkuchl das Orphèe in Regensburg nennen, mitten im eng bebauten mittelalterlichen Kaufmannsviertel mit seinen markanten Geschlechtertürmen. Die Einrichtung präsentiert französischen Bistrostil, stammt von 1896 und hat sich seither kaum verändert: mit Holzvertäfelung, roten Samtsesseln und Marmortischen. Serviert werden gute mediterran-bodenständige Gerichte sowie Gebäck und Kaffee. Man kann dort sitzen, schmausen, sich unterhalten oder sich selbst vergessen. Man taucht ein in eine Welt, wie man sie sonst hierzulande kaum kennt.
© Florian Hammerich

Regensburg

Unesco-Welterbe Altstadt

 

Historische Wurstkuchl

www.wurstkuchl.de

 

Orphée

www.hotel-orphee.de/restaurant

 

Weltenburger am Dom

www.weltenburger-am-dom.de

 

Gänsbauer

https://restaurant-gaensbauer.de

 

Café Vielfalt

https://www.lebenshilfe-regensburg.de/angebote-service/cafe-vielfalt/

 

Es gibt nicht wenige Gasthäuser in Deutschland, die behaupten, das älteste hierzulande zu sein. Das Kloster Weltenburg, am Strand des Donaudurchbruchs, sagt nichts dazu, doch es wäre ein Kanditat, wenn es um die ältesten, traditionsreichsten gastronomischen Orte in deutschen Landen ginge. Bereits im 7. Jahrhundert siedelten sich hier, worauf spätere Quellen hinweisen, Mönche an, die spätestens im 8. oder 9. Jahrhundert zu Benediktinermönchen wurden und gemäß der Ordensregel wohl auch ein Gasthaus betrieben. Der berühmte Klosterplan von St. Gallen aus der Zeit um 820, der im Kloster auf der Insel Reichenau im Bodensee angefertigt worden war, sah schließlich neben Brauerei und Bäckerei ein domus hospitium vor, wörtlich ein Haus der Gäste – oder eben ein Gasthaus. Heute ist das Benediktiner-Kloster Weltenburg nicht nur für seine barocke Asam-Kirche bekannt, sondern auch für das hausgebraute Bier, legendär der vollmundige Weltenburger Asam-Bock, der natürlich auch in der Klosterschenke eingeschenkt wird.  
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Region Regensburg

 

Klosterschenke Weltenburg

Kehlheim-Weltenburg, https://www.kloster-weltenburg.de

 

Wirtshaus Röhrl

verbunden mit dem Hotel Röhrl im Alten Sudhaus, Eilsbrunn, https://www.hotel-roehrl.com

 

Brauereigasthof Eichhofen

Nittendorf-Eichhofen, https://www.eichhofener.de

 

Hofmark Eins

Mallersdorf, ein feines ländlich-urbanes Wirtshaus, www.hofrmarkeins.de

 

Westliche Oberpfalz

Von Süd nach Nord

 

Bräustüberl im Winkler Bräu

Velburg-Lengenfeld, ein Klassiker der deutschen Gasthauskultur, mit dem Herzstück, der Yberlestube, https://www.winkler-braeu.de/restaurant-velburg

 

Franziskus

Freystadt, https://www.restaurant-franziskus.de

 

Wirtshaus Meier

eine moderne Variante der deutschen Gasthauskultur, Pilsach-Hilzhofen, https://www.hilzhof.com/de/meier-wirtshaus

 

Casino Wirtshaus

Amberg, https://casino-wirtshaus.de

 

Kloster-Gasthof Speinshardt

Speinshardt, im barocken Prämonstratenser-Kloster, elegant-gemütlich eingerichtet, saisonal-regionale Küche, https://kloster-speinshart.de/klostergasthof/

 

Naturpark Altmühltal

flussaufwärts: Niederbayern, Oberbayern, Oberpfalz, Mittelfranken

Siehe unter „Gute Gasthäuser in Franken“, Link oben links

 

Anhang

I.
Eine Gastronomie der Mitte 

Die Auswahl der Gasthäuser fußt teils auf persönlicher Kenntnis, teils auf digitaler Recherche. Berücksichtigt wird die Lage des Lokals, so reizvoll wie möglich, sei es auf dem Land, sei es in der Stadt, ferner die Architektur des Hauses, ob historisch, ob modern, verbunden mit der Einrichtung, ohne Rüsch und Plüsch, ohne Fake, sondern mit dem Reiz purer Materialien, Holz aus Schreinerhand, glasierten Kacheln, Naturstein, bis hin zu poliertem Beton, klar, geradlinig, elegant-gemütlich, mit indirekter Beleuchtung und Lichtregie. Entscheidend ist ein gewisser Zauber, der die Stimmung hebt.

Das Gasthaus gibt sich zugänglich und entspannt, verzichtet auf die hochmögende Eindeckung der Tische, erspart sich pseudo-feudale Allüren, ist bürgerlich im besten Sinn des Wortes. An Feiertagen und bei Festen mag ein weißes Tuch angemessen sein. Das Gasthaus entwickelt ein Gespür für das Schickliche, das rechte Maß.

Wichtig ist eine Küche, die die Natur erlebbar macht, den Wechsel der Jahreszeiten, gefördert von einer Ökonomie der Nähe, mit dem Faible für frische, saisonale, regionale Waren, verfeinert vom handwerklichen Verständnis für eine genaue, schonende, schnörkellose Zubereitung, kein beliebiges Vielerlei, sondern überlegt und ruhig komponiert, farbig und fein, erkennbar und schmeckbar, gesund und bekömmlich. Die Grenzen sind nicht genau festgelegt. Gelegentlich kommt es zum Twist einer regional-europäischen oder regional-globalen Küche.

Auch auf dem Teller herrscht keine Überformalisierung vor, kein Getue, sondern eine gewisse Einfachheit, elegante Lässigkeit, Anmut und Grazie – ein Essen, das das Gemüt berührt, seien es traditionelle Gerichte, seien es freie, unkomplizierte Kompostionen, bei denen Gemüse, Nüsse, Pilze und delikate Öle eine immer größere Rolle spielen; am besten mit kleiner Karte und wenig Abfall, low or zero waste. Selbstverständlich soll es auch guten Wein, gutes Bier, Naturwein und Craftbier, zeitgmäße alkoholfreie Getränke und herzlichen Service geben.

Empfohlen werden Lokale, die mehr oder minder dem Typus des Gasthauses entsprechen, ob volkstümlich, ob gehoben, ob Berühmtheiten oder ob Entdeckungen, die neuen Formen einer Gastronomie der Mitte, darunter auch verwandte Arten des Gasthauses, wie das Bistro, die Brasserie, die Trattoria, die Tages- und Essbar. Nicht selten gehören auch Zimmer oder ein Hotel mittlerer Größe dazu. Es geht um schöne Orte mit gelassenem Genussleben.

II.
Verzeichnis
der Regionen und Städte mit guten Gasthäusern in Oberbayern, Niederbayern, der Oberpfalz: mit Häusern der Romantik, der Zeitgenossenschaft und nachhaltigen Lebensform

 

Bayerischer Wald

Passau

Gäuboden-Donauwald

Regensburg

Region Regensburg

Westliche Oberpfalz

 

Kulturgeschichtliche Betrachtungen

zum Gasthaus

in meinem Buch:

 

Ein Geschenkbuch und Mitbringsel für Gasthausliebhaber

Näheres unter: Link (Suhrkamp und Insel Verlag)

„Erwin Seitz zeigt in seinem kleinen Buch, wie gastronomische Tradition 2021 (…) funktionert: Kein Festhalten an der Asche, sondern ein Weiterleiten der Flamme.“ Jan-Peter Wulf, Das Filter

„(…) ein schlichtes, unterhaltsames, bildendes und anregendes Nicht-nur-Sommervergnügen“,  Roland Biswurm, Bayerischer Rundfunk

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