Gute Gasthäuser im Bayerischen Wald

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Schöne Orte

Von bodenständig-ländlich bis weltläufig-urban

 Von Erwin Seitz

Eine Reise in den Bayerischen Wald mit Passau und Regensburg, Teilen Niederbayerns und der Oberpfalz. Empfehlungen für Ausflüge und Touren. Im Anhang ein Essay über das Gasthaus und weitere Tipps

 

Mythisch schön oder ein Gefühl von Freiheit und Weite: Das grüngelb bemooste Steinmeer auf dem Gipfel des Lusens im Nationalpark Bayerischer Wald. Der Bergwanderer ist im poetischen Reich von Adalbert Stifter angekommen. Der Dichter schrieb in seiner Erzählung Aus dem bayerischen Walde: Waldwoge steht hinter Waldwoge, bis eine die letzte ist und den Himmel schneidet. Einige Meter unterhalb des Gipfels kann man im Lusenschutzhaus einkehren. Am östlichen Fuß des Lusens findet man dann im Freilichtmuseum Finsterau die Tafernwirtschaft Ehrn mit bester Bayerwaldküche. Der Waldreichtum sorgt dafür, dass es im Bayerwald oft Wild gibt, Hirsch, Reh, Wildschwein. Zugleich fördert das frische, klare Bergquellwasser die Fischzucht, in den Teichen tummelt sich nicht nur die gemeine Regenbogenforelle oder Lachsforelle, als fett gemäßtete Regenborgenforelle, sondern auch der edle Stör oder der feine Saibling, so in der Fischzucht Auerer Saibling, https://www.fischzucht-frauenau.de/ Die Küche des Bayerischen Waldes war ursprünglich eine Küche der Waldler und Holzknechte, weshalb die kostengünstigen Mehlspeisen und allerlei Knödel beliebt waren – und bis heute köstlich schmecken: Schmarrn, Dampfnudeln, Rohrnudeln, Krapfen, Germknödel sowie Reiberknödel aus rohen und gekochten Kartoffeln oder Topfenknödel. Unentbehrlich war und ist der Schweinsbraten mit Reiber- oder Semmelknödeln oder böhmischen Serviettenknödeln. Südlich vor dem Bayerischen Wald, im Landkreis Rottach-Inn, züchtet der Gutshof Polting Lämmer, die zu den besten in deutschen Landen gehören, https://gutshof-polting.de/ Und Berls Biomilchhof in Ascha stellte aus Bio-Heumilch besten Rohmilchkäse her. Die Kühe fressen nur Gras und Heu, keine Heusliage, die den Käse säuerlicher machen würde. Alles befindet sich an einem Ort, Grünland, Vieh, Hof, Stall, Milchkammer, Molkerei, Reiferaum – Milch und Käse können sich in Ruhe entwickeln und den Geschmack verdichten, https://www.biomilchhof-berl.de/
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Quasi im hintersten Winkel der Bayerischen Waldes, nahe dem bayerisch-böhmischen Grenzkamm: die Tafernwirtschaft Ehrn im Freilichtmuseum Finsterau, angrenzend an den Nationalpark. Ein stolzes Waldlerhaus von 1840 mit geräumigen Gaststuben, dicken Wänden, tief eingeschnittenen Fenstern und sehr guter Küche: Es gibt Blätterteig-Erdäpfelstrudel mit Champignons, Schweinsbraten von der Bauernsau mit Reibeknödel und Speckkraut, Hirschgulasch mit Wacholdersoße

Bayerischer Wald I

Hinterer Bayerischer Wald, zum Böhmerwald hin, Niederbayern

mit Nationalpark

 

D´Ehrn

Mauth-Finsterau, historisch-romantisches Waldlerhaus von 1840, regional-saisonale Küche, Schweinsbraten von der Bauernsau mit Reibeknödel und Speckkraut, Hirschgulasch mit Wacholdersoße und Blaukraut, Bauernkrapfen, www.ehrn.de

 

Das Lusenschutzhaus

auf 1343 m Höhe, gepflegtes historisches Schutzhaus aus den 1930er Jahren mit Terrasse und weitem Blick ins Land, saisonal-regionale Küche mit asiatischem Einschlag, https://lusenschutzhaus.com/das-lusenschutzhaus/

 

Gasthaus Fuchs

Mauth, verjüngtes historisch-romantisches Waldlerhaus, saisonal-regionale Küche, Geröstete Griesuppe, Steinpilz-Boullion, Spinatknödel mit Tomatenragout, Haidmühler Saibling mit Risotto, Schweinsbraten mit Semmelknödel, Wiener Schnitzel vom Kalb mit Preiselbeeren, Kaiserschmarrn mit Kompott oder Böhmische Liwanze mit Beerenröster, dazu hausgebrautes Bio-Bier, www.fuchs-mauth.de

 

Landgasthof Euler

Neuschönau, elegant-gemütliches Haus, Bayerwald-Küche mit mediterranem Einschlag, allerlei Gemüse und Kräuter, Brunnenkressesuppe, Wildbolognese mit Hirsch, Reh und handgemachten Bandnudeln, Saibling, Lüngerl, geröstete Knödel, Semmelknödel und Reiberknödel mit Ei und Zwiebel, https://euler-neuschoenau.de/landgasthof

 

Danibauer

Freyung-Falkenbach, spiegelt nach eigenen Worten die Lebenskultur des Bayerwaldes: Einfachheit, Echtheit, Genuss, http://danibauer.de

 

Re(h)serviert

Frauenau-Oberfrauenau, saniertes Gutsgebäude mit dicken Wänden in erhöhter, idyllischer Lage, elegant-gemütlich eingerichtet, mit gepflegter Terrasse und weitem Blick ins Land, saisonal-regionale Wirtshausküche, fein, bodenständig, schnörkellos, Gemüsegerichte, Käsespätzle, Backfisch im Bierteig, Auerer Saibling, paniertes Schnitzel vom Schwäbisch-Hällischen Bio-Landschwein mit Erdäpfelsalat und Preiselbeeren, örtliches Wild von der Freiherr von Poschinger Gutsverwaltung, die neue Generation der Gastronomie im Bayerischen Wald, https://www.rehserviert.de/

 

Bayerischer Wald II

Vorderer Bayerischer Wald, zur Donau hin, Niederbayern

 

Gidibauer

Hauzenberg, stattliche historische Hofanlage, Stuben und Räume mit Bohlenbalkendecken oder Gewölben auf Granitsäulen, elegant-gemütlich eingerichtet, saisonal-regionale Küche, Einkorn-Risotto mit Gemüse, Haidmühler Saibling, Gulasch von der Rehkeule, resche Ente, Topfenknödel mit Himbeeren und Vanille-Eis, https://www.gidibauer.de

 

Wirtshaus zur Emerenz

Waldkirchen-Schiefweg, denkmalgepflegtes Waldlerhaus mit verjüngter Wirtshausküche, saisonal-regional, Saibling, Wild, Schweinsbraten, https://www.wirtshaus-zur-emerenz.de/

 

Gasthaus Kornexl

Untergriesbach, mit schattigem Garten an der Donau sowie eigener Fischerei mit frischen Fischen aus dem Fluss, https://gasthaus-kornexl.de

 

Landgasthof zum Müller

Ruderting, elegant-gemütlich eingerichtet, gehobene Gasthausküche und Gourmandise, saisonal, weltoffen-regional, mit frischer Pasta, Risotto, Flusskrebsen, Breitenberger Saibling, Backhuhn, hauseigener Eiscreme, www.landgasthofzummueller.de

 

Zur Knödelwerferin

Deggendorf, Altstadt, gepflegtes historisches Haus am Markt mit Flair, gediegen-gemütlich eingerichtet, mit weißem Gewölbe und dunkel gebeizter Holzvertäfelung, saisonal-regionale Gasthausküche, Fischsuppe, Knödelsoufflé im Glas mit Pfifferlingen, Käsespätzle mit Bergkäse und Röstzwiebeln, Saures Lüngerl mit Semmelknödel, Schweinsbraten von Hals und Wammerl, Rehburger mit Cheddar, Hoabadotsch (Heidelbeerauflauf) mit Vanilleeis, https://www.knoedelwerferin-deggendorf.de/

 

LIEB.ESS

Deggendorf, Altstadt, elegant-gemütlich eingerichtet, dezent buntes, stimmiges, modernes Design, saisonale, weltoffen-regionale Küche, mit leuchtenden Farben auf dem Teller, hauptsächlich auf der Basis von Pasta, flexitarisch, mit allerlei Gemüse, etwas Fisch und Fleisch, auch Saibling-Trüffelrisotto oder Wiener Schnitzel vom Kalb mit Bratkartoffeln, ein Lokal mit dem gewissen Etwas, die neue ländlich-urbane Art, https://www.facebook.com/lieb.ess/?

 

Eine Passion der Deutschen: Die Liebe zum Wald – als die Sehnsucht nach einem friedlichen Ort, nach der Harmonie von Natur und Mensch, hier: Der Maler auf einer Waldlichtung, unter einem Schirm liegend, von Carl Spitzweg, um 1850. Das Sonnenlicht rieselt wie goldener Blütenstaub durch die Baumkronen – ein stilles Fest des Lebens, wenngleich sich hinter dem Kopf des Malers ein kleiner dunkler Abgrund auftut. Das nachfolgende Industriezeitalter hat diese heiter-bescheidene Art des Biedermeiers belächelt. Heute könnte man sich daran wieder anschließen, um schonender mit der eigenen Natur und der Natur im Ganzen umzugehen. Man kann beispielsweise im Naturschutzgebiet „Hölle“ in einem Waldlerhaus von 1752 einkehren, das sich innen überraschend als denkmalgepflegtes, ländlich-urbanes Café entpuppt, wo es neben Kuchen und Torten ebenso bekömmliiche Brotzeiten gibt: im Hofcafé zur Hölle in Rettenbach-Postfelden. Nicht weit davon entfernt findet man in Rettenbach-Aumbach das verjüngte traditionsreiche Dorfgasthaus Jagawirt zu Aumbach

Auch ein Ort der Muße und der Musen – oder die Erweiterung der Spielmöglichkeiten: das Konzerthaus Blaibach; auf dem Dorfplatz einer 2000-Seelengemeinde, in der Nähe von Bad Kötzting, im Oberen Bayerischen Wald, entworfen von Peter Haimerl, errichtet 2014, als Betonkiste, schräg in den Boden gerammt, auch das Wunder von Blaibach genannt, als Element unserer Zeit, puristisch, klar, fast kristallin durch die Lichtregie, www.kulturgranit.de.
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Bayerischer Wald III

Oberer Bayerischer Wald, Oberpfalz

 

Wirtshaus Osl

Bad Kötzting, holzgeprägte, elegant-gemütliche Räume, feine, saisonal-regionale Küche mit gereiften Steaks vom hofeigenen Angusrind auf Bio-Basis, www.wirtshaus-osl.de

 

Zur Post

Bad Kötzting, Brauereigasthof mit gepflegtem Biergarten und holzvertäfelten, gediegen-gemütlichen Stuben, saisonal-regionale Küche, https://www.posthotel-bad-koetzting.de

 

Beim Lindner-Bräu

Bad Kötzting, großer und volkstümlicher, gepflegter Biergarten, holzvertäfelte, gediegen-gemütliche Stuben, klassische Bräuhausküche, www.lindner-braeu.de

 

Ödenturm

Chammünster, elegant-gemütliche Räume, feine, saisonale, weltoffen-regionale Küche, marnierter Kalbskopf und Oktopus, Chili vom Reh, heimisches Lamm, Roulade vom Angus-Weiderind, www.oedenturm.de

 

Brauereigasthof Jakob

Nittenau, historische holzvertäfelte Stuben, moderner Wintergarten, so puristisch wie elegant-gemütlich, Biergarten im Hof, feine, saisonal-regionale Küche, Linsencurry mit Gemüse, Oberpfälzer Fischsuppe, Ochsenschwanz Ravioli, Dreierlei vom Reh, Topfenknödel mit Pfirsch-Ragout, www.brauereigasthof-jakob.de

 

Hofcafé zur Hölle

Rettenbach-Postfelden, verjüngtes denkmalgepflegtes Waldlerhaus aus dem 18. Jahrhundert, ländlich-urbanes Café mit süßem Gebäck und Brotzeit, winters geschlossen, https://hofcafe-zur-holle.webnode.page

 

Jagawirt zu Aumbach

Rettenbach-Aumbach, verjüngtes traditionsreiches Dorfgasthaus aus dem 18. Jahrhundert, mit dicken Wänden und viel Holz, gepflegter Biergarten, feine saisonal-regionale Gasthausküche mit österreichischem Einschlag, Wiener Backhendl mit Erdäpfel-Gurkensalat und steierischem Kürbiskernöl, Kalbsrahmbeuscherl mit Böhmischem Speckknödel, frittierten Kapern und Joghurt Espuma, Wild-Currywurst, sonntags klassische Bratenknüche mit Schweinskrustenbraten, https://www.jagawirt-aumbach.de/home.html 

 

Passau

 

Goldenes Schiff

Altstadt, nahe dem Dom, historisch-romantisches Haus mit Flair, nach der Flut von 2013 so puristisch wie elegant-gemütlich eingerichtet, mit Fischgrätparkett und Ahorntischen, saisonal-regionale Gasthausküche, Gemüse-Reiberdatschi mit Joghurtsoße, Bärlauchknödel mit Pilzragout, Krautstrudel, Saures Lüngerl, gepökelte Rinderzunge mit Meerrettichsoße, Rinderroulade mit Spätzle, Mohnfingernudel mit Vanilleeis und Waldbeeren, eines der schönsten und besten Gasthäuser in Niederbayern, https://goldenesschiff.de

 

Zwo20

Altstadt, nahe dem Dom, historisch-romantisches Haus, Gaststuben in gewölbten Räumen und im gläsern überdachten Innenhof, elegant-gemütlich eingerichtet, gehobene Gasthausküche und Gourmandise mit mediterranem Einschlag, Blumenkohl-Wings mit Rotkohl, Fenchel und Sweet-Chili, Meeresfrüchtesalat mit Tintenfisch, Muscheln und Garnelen, Tagliatelle mit Trüffel, Lammrücken mit frei wählbaren Zutaten, https://www.zwo20.de/

 

Scharfrichter-Haus

Altstadt, historisch-romantisches Gebäude, eingeklemmt zwischen engen Gassen, Gasthaus mit Kabarett-Theater, gewölbte Räume mit modernem Design, Terrasse im malerischen Arkaden-Innenhof, saisonal-regionale Küche mit österreichischem Einschlag, Spinatknödel mit Nussbutter, Waldviertler Karpfen in Mohnpanade, Tafelspitz vom Innviertler Kalb auf Bratkartoffeln mit Apfelkren und Wiener Schnittlaufsoße, Kaiserschmarrn mit Vanilleapfelmus, https://scharfrichterhaus.de/

 

Das Scharfrichter-Haus in Passau, eingeklemmt zwischen engen Gassen, heute ein Gasthaus mit Kabarett-Theater.
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Arkaden-Innenhof im Scharfrichter-Haus in Passau, fast so, als wäre es ein Bühnenbild für Romeo und Julia. Sommers lässt sich hier gut essen und trinken
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Region Passau / Klosterwinkel

Zum Hammel

Ortenburg, uriges, rustikal-elegantes Gasthaus mit zeitgenössischer Bilder-Galerie, herzhafte saisonal-regionale Küche, https://www.facebook.com/Moststubm/?locale=de_DE

 

Das Asam

Aldersbach, im ehemaligen barocken Zisterzienserkloster, elegant-modern eingerichtet, Klosterschenke mit Terrasse im Kreuzgarten, dazu ein Restaurant, gehobene Gasthausküche und Gourmandise,  www.das-asam.de

 

Gäuboden / Donau-Wald

 

Zum Geiss

Straubing, denkmalgepflegtes historisches Haus mit Treppengiebel von 1537, gediegen-gemütlich und leicht bunt, junge, saisonale, weltoffen-bayerische Küche, Kärtner Kasnudeln mit Erbsen und Minze, Orangenpolenta mit Portweinpreiselbeeren, Fischpflanzerln mit Kartoffel-Gurkensalat, zerrupftes Giggerl mit Mango, Kokos und Ernusssoße, Schweinsbraten von Schulter und Wammerl mit Kartoffelknödel, www.zumgeiss-straubing.de

 

Jedermann

Straßkirchen, Lokal mit gläsernem Pavillon und gepflegtem Garten, weltoffen-regionale Küche, https://www.jedermann-strasskirchen.de

 

Restaurant bei Land.Luft Leberfing,

Roßbach-Leberfing, gediegen-gemütlicher Gastraum mit böhmischem Gewölbe, saisonal-regionale Küche auf Bio-Basis, mit eigenem Hof, eigener Metzgerei und klassischer Schlachtschüssel, Kotelett von der Leberfinger Landsau, Burger, Quarkfleckerl, https://www.restaurant.landluft.bio

 

Landshut

 

Ochsenwirt

stattliches traditionsreiches Gasthaus mit großer Garten und altem Baumbestand, gediegen-gemütlich eingerichtet, klassische bayerische Küche, Allgäuer Käsespätzle, Kaspressknödel, Gebackenes Zanderfilet, Backhendlkeule, Krustenbraten vom Wammerl mit Knödel und Krautsalat, https://www.ochsenwirt.net/

 

Rauchensteiner

liegt idyllisch auf der Mühleninsel, villenartiges weißes Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, so puristische wie gediegen-gemütlich eingerichtet, gepflegter Garten mit Blick auf die Altstadt, moderne europäisch-deutsche Küche, Pasta Pesto, Pasta Frutti di mare, Zander mit Noilly Prat, Lamm mit Rosmarin, Beef Burger, Rib Eye vom Black Angus, https://www.rauchensteiner.com/

 

Klein, aber fein: die historische Bratwurstkuchl in Regensburg, links, im Hintergrund der Salzstadel, unmittelbar am Donauufer und der Steinernen Brücke. Bereits 1378 wurde ein Chunrat der Choch vor der prukk genannt. Das heutige Gebäude der Bratwurstkuchl stammt von 1651 und lehnt sich an ein Fragment der Stadtmauer an. Vorläufig war das Lokal eine Garküche, im 19. Jahrhundert spezialisierte es sich dann auf die kleinen Regensburger Rostbratwürste, die bis heute aus der hauseigenen Metzgerei des Lokals stammen, aus purem Schweinefleisch bestehen und roh auf den Rost gelangen, begleitet von Sauerkraut. Das ist der Clou: ein einfaches Essen mit großer geschmacklicher Dichte. Man könnte der Meinung sein, dass die Regensburger Rostbratwürste in der Historischen Wurstkuchl noch ein bisschen besser schmecken als die berühmten Nürnberger Rostbratwürste im Gulden Stern in Nürnberg. In Regensburg sind die Würste um eine Spur größer und damit um eine Spur saftiger, während sie in Nürnberg etwas mehr Röst-Würze haben. Wer an der Donau in der kleinen Wurstkuchl keinen Platz findet, der kann nebenan die dazugehörige Schenke im Salzstadel besuchen, wo es neben den Würsten auf Sauerkraut auch anderes, Vegetarisches gibt, wie Fingernudeln, Reiberdatschi und Krautwickel
© Dguendel, Quelle, Lizenz

Fragt man nach den wundervollsten gastronomischen Orten in Deutschland, dann muss man neben der Wurstkuchl das Orphèe in Regensburg nennen, mitten im eng bebauten mittelalterlichen Kaufmannsviertel mit seinen markanten Geschlechtertürmen. Die Einrichtung präsentiert französischen Bistrostil, stammt von 1896 und hat sich seither kaum verändert: mit Holzvertäfelung, roten Samtsesseln und Marmortischen. Serviert werden gute bodenständig-mediterrane Gerichte sowie Gebäck und Kaffee. Man kann dort sitzen, schmausen, sich unterhalten oder sich selbst vergessen. Man taucht ein in eine Welt, wie man sie sonst hierzulande kaum kennt. Aber auch das zeitgenössische Lokal namens Spelunke hat etwas Zauberisches an sich und wagt neue Formen der Feinschmeckerei, die manches vom Gasthaus übernehmen
© Florian Hammerich

Regensburg

Unesco-Welterbe Altstadt

 

Historische Wurstkuchl

die kleinen Bratwürste der Wurstkuchl gehören zur Königsklasse der deutschen Würste, so wie die Nürnberger oder Thüringer Rostbratwürste oder die Münchner Weißwürste aus bester handwerklicher Herstellung, www.wurstkuchl.de

 

Orphée

bezauberndes Bistro-Café mit der Einrichtung von 1896 und einer Bistroküche mit französischem Einschlag, www.hotel-orphee.de/restaurant

 

Weltenburger am Dom

Gasthaus in der mittelalterlichen Pfalz der Herzöge von Bayern, mit bodenständiger Oberpfälzer Küche, betrieben vom Kloster Weltenburg mit dem eigenem Bier, www.weltenburger-am-dom.de

 

Spelunke

der Name, Spelunke, ist Spiel und Ironie, es geht um nichts weniger als Feinschmeckerei, allerdings in zwei minimalistisch-entspannten Räumen. Teils sitzt der Gast am Tresen, teils an einem langen Tisch, gemeinsam mit andere Gäste. Die Küche gibt sich weltoffen-regional. Die Produkte stammen aus der Oberpfalz, aus Franken, Oberbayern, aber die Kompostionen sind frei, ohne Geschnippel, ohne Überflüsiges, sondern klar und anmutig, reizvoll für Auge und Gaumen, https://spelunke-regensburg.de/

 

Gänsbauer

Gasthaus mit alten, dicken Gemäuern und feinen, anatolischen Tapas, https://restaurant-gaensbauer.de

 

Café Vielfalt

Friedhofscafé in denkmalgepflegtem Gebäude, es gibt Süßes und Herzhaftes, https://www.lebenshilfe-regensburg.de/angebote-service/cafe-vielfalt/

 

Es gibt nicht wenige Gasthäuser in Deutschland, die behaupten, das älteste hierzulande zu sein. Das Kloster Weltenburg, am Strand des Donaudurchbruchs, sagt nichts dazu, doch es wäre ein Kanditat, wenn es um die ältesten, traditionsreichsten gastronomischen Orte in deutschen Landen ginge. Bereits im 7. Jahrhundert siedelten sich hier, worauf spätere Quellen hinweisen, Mönche an, die spätestens im 8. oder 9. Jahrhundert zu Benediktinermönchen wurden und gemäß der Ordensregel wohl auch ein Gasthaus betrieben. Der berühmte Klosterplan von St. Gallen aus der Zeit um 820, der im Kloster auf der Insel Reichenau im Bodensee angefertigt worden war, sah schließlich neben Brauerei und Bäckerei ein domus hospitium vor, wörtlich ein Haus der Gäste – oder eben ein Gasthaus. Man könnte auch an der Kloster Hornbach in der Südwestpfalz denken, 742 als Benediktinerkloster gegründet, es wurde später säkularisiert und ist längst ein Hotel mit guter Gastronomie. das Benediktiner-Kloster Weltenburg ist heute schließlich nicht nur für seine barocke Asam-Kirche bekannt, sondern auch für das hausgebraute Bier, legendär der vollmundige Weltenburger Asam-Bock, der natürlich auch in der Klosterschenke sowie in der Dependance, im Weltenburger am Dom in Regensburg, eingeschenkt wird. Regensburg und seine Umgebung machen gastronomisch von sich reden und erleben regelrecht eine lukullische Renaissance 
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Region Regensburg

 

Klosterschenke Weltenburg

Kehlheim-Weltenburg, https://www.kloster-weltenburg.de

 

Wirtshaus Röhrl

Eilsbrunn, seit 2010 gilt es im Guiness-Buch der Rekorde als ältestes Wirtshaus der Welt, durchgehend seit 1658 geöffnet, vermutlich mit Wurzeln im 16. Jahrhundert. Über diese verhältnismäßig jungen Daten kann man andernorts nur schmunzeln, aber das ändert nichts daran, dass es sich um ein schönes und gutes Gasthaus handelt, https://www.gaststaette-roehrl.de/

 

Brauereigasthof Eichhofen

Nittendorf-Eichhofen, Gasthaus im historischen Brauereigebäude, mit künstlerischen Veranstaltungen und produktbetonter, saisonal-regionaler Küche, mit allerlei Gemüsen und eigenen Gartenkräutern, Veggie Bowl, Fenchelsuppe, Zander aus der Oberpfalz, Vitello Tonato vom Bio-Weidekalb, Pulled-Pork-Burger vom Wildschwein,  https://www.eichhofener.de

 

Bürstenbinder

Kallmünz, gepflegtes uriges Wirtschaus, mit tief eingeschnittenen Fenstern, Dielenboden, Wandbänken, Spezialität sind die Bauchstechala, eine Art von Fingernudel, dazu Strudel und das hausgebraute, unfiltierte Bier, die Wirtschaft gehört zu „Oans“, wozu auch zwei kleine schmucke Hotels in Kallmünz gehören, https://www.oans-kallmuenz.com/buerstenbinder

 

Hofmark Eins

Mallersdorf, ein feines, ländlich-urbanes Wirtshaus mit Kulturbühne, hell und geradlinig saniert, saisonale, weltoffen-regionale Küche, Kartoffelstrudel mit grünem Spargel, asiatische Rindersuppe, Perlhuhn-Blanquette, Tempura-Gemüse mit Avocadocreme, Wasabi und Terijakisoße, www.hofrmarkeins.de

 

Westliche Oberpfalz

Von Süd nach Nord

 

Bräustüberl

im Winkler Bräu

Velburg-Lengenfeld, ein Klassiker der deutschen Gasthauskultur, mit dem Herzstück, der Yberlestube, https://www.winkler-braeu.de/restaurant-velburg

 

Franziskus

Freystadt, junges, elegant-gemütliches Gasthaus in gewölbten Klosterräumen, saisonal-regionale Küche, https://www.restaurant-franziskus.de

 

Wirtshaus Meier

Pilsach-Hilzhofen, eine moderne Variante der deutschen Gasthauskultur, eine Ökonomie der Nähe, mit Waren aus dem eigenen Anbau auf Bio-Basis, Kräuter, Blüten, Salat, Gemüse, Obst und mit Tieren aus artgerechter Haltung, Bachsaibling, Juradistel-Lamm, Angus-Rind, das Schwein vom Bio-Klosterhof Plankstetten, die Küche bevorzugt klare Kompostionen, ohne Bling-Bling, ohne Überflüssiges, es geht um guten Geschmack, guten Biss, gute Soßen, der Gast sitzt in elegant-gemütlichen Räumen oder auf der gepflegten Terrasse mit Blick aufs Land, https://www.hilzhof.com/de/meier-wirtshaus

 

Casino Wirtshaus

Amberg, Gasthaus in Teilen einer ehemaligen Klosterkirche, mustergültig als traditionelles Wirtshaus eingerichtet, mit braun gebeizter Wandvertäfelung, grünem Kachelofen und hellen blanken Ahorntischen, saisonal-regionale Küche, Saibling aus der Oberpfalz, Spanferkelkoteletts mit Rosmarinkartoffeln, Kalbsgulasch mit Semmelknödel, Bratengerichte mit Erdäpfelknödel, Apfelküchl mit Vanilleeis, https://casino-wirtshaus.de

 

Bootshaus

Amberg, denkmalgepflegtes Haus in der Altstadt, mit Terrasse in romantisch-idyllischer Lage an der Vils, saisonal-regionale Küche, Bootshaus-Bowl, Spotzen oder Dotsch (Kartoffelpuffer) mit Gemüse und Käse, Parmesanrisotto mit Stör und grünem Spargel, Zwiebelrostbarten mit bunten Kartoffeln, https://www.bootshaus-amberg.de/de/

 

Naturpark Altmühltal

Nieder- und Oberbayern, Oberpfalz und Mittelfranken

Siehe unter „Gute Gasthäuser in Franken“, klick weiter unten

 

Anhang

I.
Eine Gastronomie der Mitte 

Die Auswahl der Gasthäuser fußt teils auf persönlicher Kenntnis, teils auf digitaler Recherche. Berücksichtigt wird die Lage des Lokals, so reizvoll wie möglich, sei es auf dem Land, sei es in der Stadt, ferner die Architektur des Hauses, ob historisch, ob modern, verbunden mit der Einrichtung, ohne Rüsch und Plüsch, ohne Fake, sondern mit dem Reiz purer Materialien, Holz aus Schreinerhand, glasierten Kacheln, Naturstein, bis hin zu poliertem Beton, klar, geradlinig, elegant-gemütlich, mit indirekter Beleuchtung und Lichtregie. Entscheidend ist ein gewisser Zauber, der die Stimmung hebt.

Das Gasthaus gibt sich zugänglich und entspannt, verzichtet auf die hochmögende Eindeckung der Tische, erspart sich pseudo-feudale Allüren, ist bürgerlich im besten Sinn des Wortes. An Feiertagen und bei Festen mag ein weißes Tuch angemessen sein. Das Gasthaus entwickelt ein Gespür für das Schickliche, das rechte Maß.

Wichtig ist eine Küche, die die Natur erlebbar macht, den Wechsel der Jahreszeiten, gefördert von einer Ökonomie der Nähe, mit dem Faible für frische, saisonale, regionale Waren, verfeinert vom handwerklichen Verständnis für eine genaue, schonende, schnörkellose Zubereitung, kein beliebiges Vielerlei, sondern überlegt und ruhig komponiert, farbig und fein, erkennbar und schmeckbar, gesund und bekömmlich. Die Grenzen sind nicht genau gezogen. Gelegentlich kommt es zum Twist einer regional-europäischen oder regional-globalen Küche.

Auch auf dem Teller herrscht keine Überformalisierung vor, kein Getue, kein übertriebenes Form- und Farbspiel, keine Pinzetten-Artistik, sondern die Besinnung auf das Wesentliche, eine gewisse Einfachheit, elegante Lässigkeit, Anmut und Grazie – ein Essen, das das Gemüt berührt, seien es traditionelle Gerichte, seien es freie, unkomplizierte Kompositionen, bei denen Gemüse, Nüsse, Pilze und delikate Öle eine immer größere Rolle spielen; am besten mit kleiner Karte und wenig Abfall, low or zero waste. Selbstverständlich soll es auch guten Wein, gutes Bier, Naturwein und Craftbier, zeitgmäße alkoholfreie Getränke und herzlichen Service geben.

Empfohlen werden Lokale, die mehr oder minder dem Typus des Gasthauses entsprechen, ob volkstümlich, ob gehoben, ob Berühmtheiten oder ob Entdeckungen, eben die neuen Formen einer Gastronomie der Mitte, darunter auch verwandte Arten des Gasthauses, wie das Bistro, die Brasserie, die Trattoria, die Tages- und Essbar. Nicht selten gehören auch Zimmer oder ein Hotel mittlerer Größe dazu. Es geht um schöne Orte mit gelassenem Genussleben.

II.
Gute Gasthäuser in Deutschland: neun Regionen

An der Nordsee

Am Rhein

In Baden und Schwaben

In Oberbayern

Im Bayerischen Wald

In Franken

In Thüringen und Sachsen

In Berlin und Brandenburg

In Mecklenburg-Vorpommern

 

Kulturgeschichtliche Betrachtungen

zum Gasthaus

in meinem Buch:

 

Ein Geschenkbuch und Mitbringsel für Gasthausliebhaber

Näheres unter: Link (Suhrkamp und Insel Verlag)

„Erwin Seitz zeigt in seinem kleinen Buch, wie gastronomische Tradition 2021 (…) funktionert: Kein Festhalten an der Asche, sondern ein Weiterleiten der Flamme.“ Jan-Peter Wulf, Das Filter

„(…) ein schlichtes, unterhaltsames, bildendes und anregendes Nicht-nur-Sommervergnügen“,  Roland Biswurm, Bayerischer Rundfunk

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