Gute Gasthäuser in Berlin und Brandenburg

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Schöne Orte

Von bodenständig-ländlich bis weltläufig-urban

 Von Erwin Seitz

Eine Reise von Berlin in die Mark Brandenburg. Empfehlungen für Ausflüge und Touren. Inhaltsverzeichnis im Anhang.

 

Das Wahrzeichen der deutschen Hauptstadt: das Brandenburger Tor, ein Air von edler Simplicität – nach einer Beschreibung des Tors bei seiner Errichtung um 1789, entworfen von Carl Gotthard Langhans. Es verkörpert das nachfriederizianisches Zeitalter in Preußen, weniger zynisch gegenüber den Untertanen, sondern ziviler, freundlicher, offener, durchlässiger, bürgerlicher. Das Signum einer gastfreundlichen Stadt – Urbanität im besten Sinn des Wortes. Mittlerweile sind ethnische Küchenstile aus aller Herren Länder vertreten und machen die gastronomische Szene reich und bunt. Aber auch die Idee des Gasthauses ist in Berlin en vogue, kein Etepetete, sondern zugänglich, zeitgemäß, elegant-gemütlich, grundehrliche bis gehobenen Küche, frisch und saisonal. Da und dort gelingt der Twist einer regional-globaben oder regional-europäischen Kochkunst, wie im FREA, im KINK, im Michelberger oder im Estelle Dining. Oft freut sich der Gast aber schlicht über eine zeitgemäße, berlinisch-deutsche oder märkische Küche, wie im Trio, in der Klinke, in der Letzten Instanz oder im Luna d´Or im Clärchens. Klassiker sind Senfeier, Kohlwickel, Königsberger Klopse. Im Metzer Eck gibt es sogar noch eine solide Berliner Kneipenküche mit Solei, Rollmops, Boulette, Kartoffelsalat, Spreewaldgurke und freitags mit Eisbein. Die jüngste Entwicklung spiegelt sich in einer Mischung aus Café, Tagesbar und Gasthaus, wie im Lotta, beliefert von der hauseigenen Natursauerteig-Bäckerei. Oder die Lokale der ethnischen Küchen nehmen einfach den Gasthaus- und Bistrocharakter an, bis hin zum deutschen Namen, wie die italienische Trattoria Zum Heilgen Teufel, mit still fortentwickelter La-Mama-Küche. Ethnische Küchen führen ein neues Denken in die Berliner Gastronomie ein, umgekehrt übernehmen sie etwas von einer neuen Berliner Ästhetik, die auf eine Gastronomie der Mitte zielt
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Berlin I

Mitte

Veganes Restaurant FREA, https://www.frea.de

Café Einstein Unter den Linden, https://www.einstein-udl.com

Remi, https://www.remi-berlin.de

Trio, https://www.trioberlin.net

Luna d´Or im Clärchens, https://claerchensball.haus

Zur Letzten Instanz, https://zurletzteninstanz.com

Dieselhaus, https://dieselhaus-berlin.de

Lokal, https://www.lokal-berlinmitte.de

Chipperfield Kantine, https://chipperfield-kantine.de

 

Berlin II

Um die Mitte herum

Michelberger, Friedrichshain, https://www.michelbergerhotel.com

KINK, Prenzlauer Berg, https://kink-berlin.de/startseite

Rutz-Zollhaus, Kreuzberg, https://rutz-zollhaus.de

Richard Bistro, Kreuzberg, https://www.richard-bistro.com

Zum Heiligen Teufel, Kreuzberg, https://www.zumheiligenteufel.de

Klinke, Kreuzberg, https://klinkeberlin.com

Merold, Neukölln, https://www.restaurant-merold.de

Tisk Speisekneipe, Neukölln, https://www.tisk-speisekneipe.de

Barra, Neukölln, https://www.barraberlin.com

Oh, Panama, Tiergarten, https://oh-panama.com

Diekmann, Charlottenburg, https://diekmann-restaurant.de

Kurpfalz-Weinstuben, Charlottenburg, https://kurpfalz-weinstuben.de

SWAN&SON, Charlottenburg, https://www.swanson-bistro.com

Engelbecken, Charlottenburg, https://www.engelbecken.de

Lotta Tagesbar, Charlottenburg, https://lotta-berlin.com

Renger-Patzsch, Schöneberg, https://renger-patzsch.com

Estelle Dining, Prenzlauer Berg, https://www.estelle-dining.com

Metzer Eck, Kneipe seit 1913, Prenzlauer Berg, https://www.metzer-eck.de

 

Berliner Moderne: weniger maßlos als die preußisch-wilhelminische Ideologie bis 1918. Die Szene vermittelt vielmehr eine stimmige, friedvolle Verbindung von Natur, Mensch, Kultur, urbaner Lebensart: im Gartenlokal an der Havel unter Bäumen, von Max Liebermann, um 1920/22. Die märkische Küche bietet an sich Fische und Wild an. Überall in den Gasthäusern oder Gartenlokalen gibt es Zander, doch selten den Havelzander, weil es zu wenige davon gibt. Beliebt sind nach wie vor Kartoffelsuppe, Senfeier, Kohlwickel, Königsberger Klopse, Berliner Kalbsleber mit Apfel und Zwiebel, ansonsten erhält der Gast vielerorts Dinge, die allgemein im deutschen Gasthaus beliebt sind: Käsespätzle, Flammkuchen, Forelle Müllerin, manchmal, wie im Dieselhaus in Berlin, die feine Bachforelle, ferner Matjes mit Apfel, Zwiebel und Schmand, Bratwurst auf Sauerkraut, Wiener Schnitzel vom Kalb oder Backhuhn mit Kartoffelsalat, gesottenes Rindfleisch mit Meerrettich, Rinderroulade mit Kloß, Hirschragout mit Preiselbeeren und Rotkohl; immer öfter ergänzt von moderneren Sachen wie Hummus, Meze, Bowl, Ceasar Salad, Spaghetti Bolognese, Pizza, Burger, Currywurst. Auf der Gasthaus-Karte versöhnen sich die unterschiedlichen ethnischen Stile und Einflüsse, es entsteht eine neue launige Mischung

Havel I

Berlin-Wannsee und Potsdam

Unesco-Welterbe Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin

Wirtshaus zur Pfaueninsel, Berlin-Wannsee, https://www.pfaueninsel.de

Blockhaus Nikolskoe, Berlin-Wannsee, https://blockhaus-nikolskoe.de

Wirtshaus Moorlake, Berlin-Wannsee, https://moorlake.de

Schloss Glienicke, Berlin-Wannsee, https://www.schloss-glienicke.de

Höfts in der Villa Kellermann, Potsdam, https://villakellermann.de

Kaiserliche Marinestation Kongsnaes, Potsdam, https://www.kongsnaes.de

Österelli, Potsdam, https://www.oesterelli.com

Bussi & Amore, Potsdam, https://www.bussiundamore.com

Theaterklause und Weinbar, Potsdam, https://theaterklause-potsdam.de

 

Selbstvergessen: Angler am Schwielowsee, von Karl Hagemeister, undatiert, Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Havel fließt durch den Schwielowsee hindurch. Sie lässt sich viel Zeit, bevor sie in die Elbe mündet, schlängelt sich, bildet Seen, legt Pausen ein. Der Maler entwickelte Sinn für das Luftige, Leichte und Schwebende des Havellandes. Das ist an vielen Stellen so geblieben. Dann und wand erscheint eine Fähre. Vom Wintergarten des Fährhauses Caputh am Schwielowsee kann der Gast das Hin und Her der Fähre beobachten. Und weiter westlich, in Ketzin, entdeckt man das Gasthaus An der Fähre in stiller Natur. Man kann dort auf der Terrasse sitzen, der ruhig fließenden Havel hinterherträumen und Fische aus der Havel bestellen. Die Imbissstube der Fischerei Stechlinsee offeriert am Stechlinsee als Besonderheit die Kleine Maräne, verwandt mit dem Bodensee-Felchen oder der Chiemsee-Renke. Schießlich beliefern die Müritz-Fischer den Berliner Raum mit exzellenter Zuchtware, Saibling und Stör, https://www.mueritzfischer.de

Havel II

Schwielowsee, Werder, Ketzin

Fährhaus Caputh, Schwielowsee, https://www.faehrhaus-caputh.de

Filterhaus, Werder an der Havel, https://www.restaurant-filterhaus.de

Fritz am Markt, Werder an der Havel, https://www.meinwerder-hotel.de/restaurant

An der Fähre, Ketzin, https://www.an-der-faehre.de

 

Region Berlin, im Norden und im Westen

Forsthaus am Schloss Sommerswalde, Oberkrämer-Sommerswalde, https://www.forsthaus-sommerswalde.de

Landgut Stober, Nauen-Groß Behnitz, https://landgut-stober.de/gastronomie.html

 

Kyritzer Seenkette

Wirtshaus Insl, Kyritz, https://www.insl.de/wirtshaus

 

Flusslandschaft Elbe-Brandenburg

Unesco-Biosphärengebiet

Veganes Restaurant place to V im ahead burghotel, Lenzen, https://aheadhotel.de

Alter Hof am Elbdeich, Lenzerwiesche-Unbesandten, https://www.alter-hof-am-elbdeich.de

 

Naturpark Stechlin-Ruppiner Land

Imbiss der Fischerei Stechlinsee, https://fischerei-stechlinsee.de

Der Seehof, Rheinsberg, https://seehof-rheinsberg.de

Boltenmühle, bei Neuruppin, https://boltenmuehle.de

Schlosswirt Meseberg, Gransee-Meseberg, https://schlosswirt-meseberg.de

 

Naturpark Uckermärkische Seen

Mühle Tornow, Fürstenberg/Havel-Tornow, https://muehle-tornow.de

Weideküche auf Gut Boltenhof, Fürstenberg/Havel-Boltenhof, https://gutboltenhof.de

Gasthof zum Grünen Baum, Boitzenburg, https://boitzenburger.de

Weinschänke mit eigenen Obstweinen im Gutshof Kraatz, Nordwestuckermark-Kraatz, https://gutshof-kraatz.de

 

Schorfheide-Chorin

Unesco-Biosphärengebiet

Gut Sarnow, Schorfheide, https://gut-sarnow.com/restaurant

Café Wildau, Schorfheide, https://www.cafe-wildau.de

 

Zusammenkunft unterschiedlicher Landschaften: Blick von der Terrasse des Panoramarestaurants Carlsburg in Falkenberg auf das flache Oderbruch, rechts die Ausläufer der Märkischen Schweiz, im Rücken des Restaurants liegt, nach Norden hin, das Biosphärengebiet Schorfheide-Chorin
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Elegant: Schloss Neuhardenberg, vom Park aus gesehen – am Übergang von der Märkischen Schweiz ins Oderbruch. Ein Gesamtkunstwerk von Karl Friedrich Schinkel und Peter Joseph Lenné. Der Erstere überformte ein älteres Schloss mit den ruhigen Rhythmen des Klassizismus, der Letztere schuf einen Park im entspannten Stil des Englischen Gartens – im Auftrag des preußischen Staatskanzlers Karl August Fürst von Hardenberg, um 1820. Gleichsam als die verwirklichte Idee eines idealen, zivilen Preußens: gefasst, weltläufig, heiter-gelassen. Hardenberg war ein Lebemann, wie sein Schwiegersohn Hermann Fürst von Pückler-Muskau. In einem Nebengebäude befindet sich das hübsche Landgasthaus Brennerei
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Oderbruch

Panoramarestaurant Carlsburg, Falkenberg/Mark, https://carlsburg.de

Brennerei auf Schloss Neuhardenberg, https://www.schlossneuhardenberg.de

 

Spreewald

Unesco-Biosphärengebiet

Kaupen Nr. 6, Lübbenau, https://kaupen6.de

Gasthaus Wotschofska, Lübbenau, https://www.gasthaus-wotschofska.de

Strandhaus, Lübben, https://strandhaus-spreewald.de/kulinarik.html

Cavalierhaus, im Branitzer Schlosspark, Cottbus, https://cavalierhaus-branitz.de

 

Naturpark Dahme-Heideseen

Köllnitzer Hofküche im Naturgut Köllnitz, Storkow, https://koellnitz.de

 

Naturpark Hoher Fläming-Belziger Landschaftswiesen

Paulinenhof, Bad Belzig-Kuhlowitz, https://www.paulinenhof.de

 

Anhang

I.
Eine Gastronomie der Mitte

Die Auswahl der Gasthäuser fußt teils auf persönlicher Kenntnis, teils auf digitaler Recherche. Berücksichtigt wird die Lage des Lokals, so reizvoll wie möglich, sei es auf dem Land, sei es in der Stadt, ferner die Architektur des Hauses, ob historisch, ob modern, verbunden mit der Einrichtung, ohne Rüsch und Plüsch, ohne Fake, sondern mit dem Reiz purer Materialien, Holz aus Schreinerhand, glasierten Kacheln, Naturstein, bis hin zu poliertem Beton, klar, geradlinig, elegant-gemütlich. Entscheidend ist ein gewisser Zauber, der die Stimmung hebt.

Das Gasthaus gibt sich zugänglich und entspannt, verzichtet auf die hochmögende Eindeckung der Tische, erspart sich pseudo-feudale Allüren, ist bürgerlich im besten Sinn des Wortes. An Feiertagen und bei Festen mag ein weißes Tuch angemessen sein. Das Gasthaus entwickelt ein Gespür für das Schickliche, das rechte Maß.

Wichtig ist eine Küche, die die Natur erlebbar macht, den Wechsel der Jahreszeiten, gefördert von einer Ökonomie der Nähe, mit dem Faible für frische, saisonale, regionale Waren, verfeinert vom handwerklichen Verständnis für eine genaue, schonende, schnörkellose Zubereitung, kein beliebiges Vielerlei, sondern überlegt und ruhig komponiert, farbig und fein, erkennbar und schmeckbar, gesund und bekömmlich. Die Grenzen sind nicht genau festgelegt. Gegentlich kommt es zum Twist einer regional-europäischen oder regional-globalen Küche.

Auch auf dem Teller herrscht keine Überformalisierung vor, kein Getue, sondern eine gewisse Einfachheit, elegante Lässigkeit, Anmut und Grazie – ein Essen, das das Gemüt berührt, seien es traditionelle Gerichte, seien es freie, unkomplizierte Kompostionen, bei denen Gemüse, Nüsse, Plize und delikate Öle eine immer größere Rolle spielen; am besten mit kleiner Karte und wenig Abfall, low or zero waste. Selbstverständlich soll es auch guten Wein, gutes Bier, Naturwein und Craftbier, zeitgmäße alkoholfreie Getränke und herzlichen Service geben.

Empfohlen werden Lokale, die mehr oder minder dem Typus des Gasthauses entsprechen, ob volkstümlich, ob gehoben, ob Berühmtheiten oder ob Entdeckungen, die neuen Formen einer Gastronomie der Mitte, darunter auch verwandte Arten des Gasthauses, wie das Bistro, die Brasserie, die Trattoria, die Tages- und Essbar. Nicht selten gehören auch Zimmer oder ein Hotel mittlerer Größe dazu. Es geht um schöne Orte mit gelassenem Genussleben.

II.
Verzeichnis
der Regionen und Städte mit guten Gasthäusern in Berlin und Brandenburg: mit Häusern der Romantik, der Zeitgenossenschaft und nachhaltigen Lebensform

Berlin

Havel

Kyritzer Seenkette

Flusslandschaft Elbe-Brandenburg

Stechlin-Ruppiner Land

Uckermärkische Seenplatte

Schorfheide-Chorin

Oderbruch

Spreewald

Dahme-Heideseen

Hoher Fläming-Belziger Landschaftswiesen

 

Kulturgeschichtliche Betrachtungen

zum Gasthaus

in meinem Buch:

Ein Geschenkbuch und Mitbringsel für Gasthausliebhaber

Näheres unter: Link (Suhrkamp und Insel Verlag)

Darin das Kapitel: „Hauptstadt: Auf dem Weg zum verjüngten Gasthaus von heute“

„Erwin Seitz zeigt in seinem kleinen Buch, wie gastronomische Tradition 2021 (…) funktionert: Kein Festhalten an der Asche, sondern ein Weiterleiten der Flamme.“ Jan-Peter Wulf, Das Filter

„(…) ein schlichtes, unterhaltsames, bildendes und anregendes Nicht-nur-Sommervergnügen“,  Roland Biswurm, Bayerischer Rundfunk

 

Mehr über Berlin

und seine Gastronomie

in meinem Buch:

Erwin Seitz

Unter den Linden

Biografie eines Boulevards

Insel, Berlin 2022

Details unter: Link (Suhrkamp und Insel Verlag)

„Hier wird weit mehr geboten als eine Bestandsaufnahme von Bauwerken, vielmehr geht es um den Versuch einer Art Tour d´horizon mit all der Geschichte und all den Geschichten, die sich `Unter den Linden´konzentrieren. (…) ein durchaus spannendes Porträt.“ FAZ

„(…) gerät doch der Boulevard dem Biografen Seitz zum roten Faden, an dem er nicht allein dessen Bau-, sondern ebenso die Sozial-, Geistes-, Kunst- und, ja, auch die Kochgeschichte Berlins nacherzählt. (…) als sei er nun fast selbst einer der Flaneure vergangener Zeiten.“  Andreas Conrad, Tagesspiegel

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